Nikolaiviertel Berlin

Das Nikolaiviertel – Über 750 Jahre Stadtgeschichte auf einen Streich

Berlins Ursprung liegt im Nikolaiviertel, das wiederauferstanden aus Ruinen in seinem einzigartigen Stilmix aus Altem, Neuem und auf Alt gemachten ein echtes Beispiel Berliner Machart ist.

Ein Großteil der alten Gebäude wurde schon zu Zeiten Kaiser Wilhelms vernichtet, als man an ihre Stelle lieber pompöse Verwaltungs- oder Kaufhäuser setzte. Was sich an Altem bis in das 20. Jahrhundert gerettet hatte, fiel dann weitgehend den Bomben des Zweiten Weltkrieges zum Opfer.

Als sich die 750-Jahr-Feier Berlins näherte, begann die politische Führungsetage der DDR den bislang so unbekümmerten Umgang mit dem historischen Kern der Stadt zu bereuen und beschloss zu retten, was noch zu retten war: Die wenigen historischen Gebäude des Viertels wurden restauriert und die vielen Freiflächen mit historisierenden Neubauten gefüllt.

Die drei ältesten Originale dieses wahrlich originellen Gemisches beherbergen heute Museen. Es sind dies die aus dem 13. Jahrhundert stammende Nikolaikirche mit ihrem mittelalterlichen Feldsteinfundament, die in den 1980er Jahren nach alten Plänen wieder aufgebaut wurde, das 1759-61 auf einem mittelalterlichen Kellergewölbe errichtete Knoblauchhaus, seit seinem Umbau zu Beginn des 19. Jahrhunderts aber außen dem klassizistischen Zeitgeschmack entsprechend etwas geglättet, und das Ephraim-Palais, ein weiteres Bürgerhaus im entzückenden Rokoko-Stil.

Gebäude aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert im Nikolaiviertel

Daneben gibt es im Nikolaiviertel einige interessante Gebäude aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wie z.B. das eklektizistische Kurfürstenhaus (1895-97), das mit seinem rotem Sandstein ein italienisches Flair in die engen Gassen zaubert, das im Stil der Renaissance erbaute Lesser & Hardt-Haus (1907) mit einer hellen Muschelkalkfassade und dem rustizierten Erdgeschoss oder das ehemalige BEMAG-Haus mit seiner von Siegelsburger mit seiner wiederum betont nüchternen Fassade (1935).

Schließlich die vielen nach alten Stichen, frühen Fotografien und Bauzeichnungen rekonstruierten Gebäude wie beispielsweise das Gasthaus „Zum Nussbaum“, einst Stammlokal von Berliner Berühmtheiten wie Heinrich Zille und Otto Nagel oder die Kopie der Gerichtslaube des Berliner Rathauses, die heute als Restaurant genutzt wird. Auch ganze Häuserzeilen ließ man am Nikolaikirchplatz, entlang des Mühlendamms und in Teilen der Post- und der Propststraße mit Hilfe der alten Vorlagen wiederauferstehen.

Wer heute durch die engen, gepflasterten Gässchen des Viertels flaniert, sieht sich damit nicht nur einem optischen Stil-Konglomerat sondergleichen gegenüber. Er kann auch auf einen Streich über 750 Jahre Stadtgeschichte Revue passieren lassen.