Der Kurfürstendamm – Mondäner Schauplatz deutscher Kulturgeschichte

Ursprünglich nicht mehr als ein kurfürstlicher Reitweg zwischen dem Jagdschloss Grunewald und dem Berliner Stadtschloss wurde der Kudamm im 20. Jahrhundert nicht nur zur Berliner Ausgabe der Champs-Elysées sondern auch zu einem wichtigen Schauplatz deutscher Kultur- und Politikgeschichte.

In den 10er, 20er und 30er Jahren war der Kurfürstendamm Berlins Film-, Theater-, Kabarett-, Kaffehaus- und Barmeile schlechthin und stand für geistreiche Unterhaltungskultur, intellektuelle Avangarde und Internationalität. Dazu kamen zahlreiche neue Einkaufsmöglichkeiten, allen voran natürlich das 1906/07 von Johann Emil Schaudt entworfene KaDeWe. Im Vergleich mit der Friedrichstrasse verkörperte der Ku-damm das Neue, das Frische, ja, wenn man so will, das Moderne gegenüber der behäbig gewordenen Bürgerlichkeit der älteren Bummelpromenade.

Wegen seiner vielen jüdischen Geschäfte und Boutiquen geriet der Ku-damm im Dritten Reich zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen, überhaupt verkörperte die Strasse alles das, was die Nationalsozialisten verabscheuten. Bezeichnenenderweise nannte man den Widerstandskämpfer Adam von Trott zu Solz am Volksgerichtshof „eine Jammergestalt an Körper, Geist und körperlicher wie geistiger Haltung, der Typ des geistreichelnden, entwurzelten, charakterlosen Intellektualisten vom Romanischen Café, eine Kurfürstendamm-Erscheinung“ .

Während des Kalten Krieges wurde der Kurfürstendamm erneut zum politischen Symbol. Während die DDR ihn als ‚Schandfleck im Herzen Berlins’ diffamierte, bevölkert von ‚Schiebern, Nichtstuern, Dirnen und Spekulanten’ (‚Berliner Zeitung‘, September 1954) nutze der Westen den Kudamm als luxuriöse Bummelmeile, um den östlichen Nachbarn seine (kapitalitische) Dominanz vor Augen zu führen.

Heute ist der Ku-damm zwar etwas ruhiger geworden, Kultur und Konsum werden hier aber auch heute noch großgeschrieben: Zu den Shopping-Highlights gehören nebem dem berühmten Kaufhaus des Westens als größtem Kaufhaus Europas am östlichen Ende der Strasse die zahlreichen Luxusniederlassungen internationaler Edel-Marken auf mittlerer Höhe des Boulevards.

Die ‚Bar jeder Vernunft‘ sorgt auch heute noch für gehobene Varieté und Kabarett- und Chansonaufführungen, ‚Theater- und Komödie am Kurfürstendamm‘ stehen ganz in der Tradition des Boulevardtheaters und die ‚Schaubühne‘ am Lehniner Platz bietet junges Regie- und Tanztheater – um nur einen kleinen Vorgeschmack auf die außerordentliche Vielfalt kultureller Leckerbissen zu geben.