St. Marienkirche Berlin

Die Marienkirche – Berliner Totentanz zu Füßen des Fernsehturms

Die Marienkirche ist eine der ältesten noch genutzten mittelalterlichen Gotteshäuser in Berlin. Einst wohlig eingebettet in eine dichte Häuserbebauung steht die Backsteinkirche heute etwas einsam und recht deplaziert am Fuß des Fernsehturms.

Zusammen mit dem Neuen Markt bildete die urkundlich erstmals im Jahr 1290 erwähnte Marienkirche einstmals das Zentrum des Marienviertels, einem der vier Stadtkerne Alt-Berlins. Einige Teile des Gotteshauses sind trotz der zahlreichen Brände, Umbauten und Generalüberholungen (zuletzt 1893-95) sogar noch richtig alt: Der Chor stammt aus dem 13. Jahrhundert, das Langhaus immerhin noch aus dem 14. Jahrhundert.

Die Marienkirche – Auffällig nüchtern

Verglichen mit den Innenräumen gotischer Kirchen in anderen Städten ist die Marienkirche der vielen Brände wegen aber auch schon rein konzeptionell auffällig nüchtern. Einen Schatz hält jedoch auch sie bereit, wenn er auch makaber ist: In der Kirche befindet mit dem erbaulich betexteten Totentanz-Fresko nicht nur die älteste Berliner Dichtung überhaupt, sondern auch eine der größten und vollständigsten Darstellung dieses Themas, die sich aus dem späten Mittelalter erhalten haben. Direkt hinter dem Haupteingang zeigt das aus den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts stammende Fresko auf ausführlichen 22 Metern Länge und 2 Metern Breite Menschen jeden Alters und aller Stände bunt gemischt in einer Reihe mit mehreren Sensenmännern.

Das soll uns natürlich sagen: Es kann jeden und noch dazu jederzeit treffen – auch dich, lieber Betrachter. Unter jeder Figur sind außerdem zuvorkommende Verse in niederdeutscher Sprache angebracht, die Mut und Moral des Gläubigen nach dem Schrecken dieses Anblicks wieder stärken sollen.