Bebelplatz Berlin

Der Bebelplatz – Projektionsfläche des Größenwahns

Die heute als Bebelplatz bekannte, beschauliche Freifläche an der Prachtstraße Unter in Linden stand einst im städtebaulichen Mittelpunkt preußischen Machtgehabes und musste später für ein trauriges Kapitel deutscher Geistesgeschichte herhalten.

Eingebettet inmitten zahlreicher repräsentativer Gebäuden erblickte der kleine Platz gegenüber des Hauptgebäudes der Humboldt-Universität nach Abtragen der Stadtbefestigung um die Mitte des 18. Jahrhunderts quasi ganz zwangslos das Licht der Welt. Seine Nutzung als zentrale Achse des zur selben Zeit im Aufbau befindlichen ‚Forum Fridericianum‘ bot sich indes geradezu unbedingt auf: So wurde die beschaulich-rechteckige Fläche zum Opernplatz erklärt und in den folgenden Jahrzehnten durch die Errichtung zahlreicher Prachtbauten wie der Königlichen Bibliothek, dem Kronprinzenpalais und natürlich dem Opernhaus zu einer repräsentativen Platzanlage ausgestaltet

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schien ein wenig österreichisches Flair nicht schaden zu können und so hieß der Platz ab dem Jahr 1910 nach dem entsprechenden Staatsmann ‚Kaiser-Franz-Joseph-Platz‘. Einige Jahrzehnte und Verfehlungen später wurde der Platz im Jahr 1947 schließlich und in bester Absicht dem Namen August Bebels zugeführt, dem Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Seitdem steht er als Bebelplatz auch unter Denkmalschutz.

Am 10. Mai 1933 wurde das Areal zum Scheiterhaufen und traurigem Schauplatz ungebremster Dummheit. Im Rahmen einer von der Deutschen Studentenschaft geplanten Bücherverbrennung warfen rund 70.000 Studenten, Dozenten und Professoren Seite an Seite mit SA- und SS-Leuten Bücher und Schriften von als ‚undeutsch‘ deklarierten Autoren wie Siegmund Freud, Karl Marx und Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Heinrich Mann ins Feuer.

Kästner, der sich heimlich unter die aufgestachelten Zuschauer begeben hatte, hörte ‚die schmalzigen Tiraden des kleinen, abgefeimten Lügners [Joseph Goebbels] und stellte fest: ‚Begräbniswetter hing über der Stadt“.

Das ‚Versunkene Bibliothek’, eine Arbeit des israelischen Künstlers Micha Uman, erinnert heute diskret, aber eindrücklich an die Bücherverbrennung: In der Platzmitte blickt man durch eine gläserne Betondecke in einen unterirdischen Raum mit lauter leeren weißen Bücherregalen.